Auf der Suche nach neuen Verbündeten: Neue Führungsmächte als Partner deutscher Klimapolitik

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May 092008
 

Die wissenschaftliche Beweislage zum Klimawandel ist erdrückend. Erste Auswirkungen sind weltweit spürbar. Dass der Mensch die Hauptschuld an der Klimaveränderung trägt, steht dabei außer Frage. Die Verbrennung fossiler Energien, die Abholzung großer Waldgebiete sowie bestimmte landwirtschaftliche und industrielle Verfahren setzen Emissionen frei, die den natürlichen Treibhauseffekt der Erde immer weiter verstärken. Gelingt es nicht, die großen Volkswirtschaften zu reformieren – und dazu ist in den Worten des Bundesumweltministers nicht weniger nötig als eine „dritte industrielle Revolution“ – drohen im besten Fall unwirtlichere Lebensbedingungen, im schlimmsten eine Katastrophe kaum mehr kontrollierbaren Ausmaßes. Für die Problembekämpfung wird neben den Großemittenten des Nordens das Verhalten einiger zentraler Akteure der südlichen Erdhalbkugel maßgeblich sein: Bekommen China, Indien und Mexiko ihre explosionsartig steigenden Emissionen in den Griff? Wird der Waldschutz in Brasilien und Indonesien seinen notwendigen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten? Können Südafrika und Südkorea ihre fast vollständig auf fossilen Trägern basierende Energiegewinnung reformieren? Und wird die Blockademacht Australien künftig den ihr angemessenen Verantwortungsteil leisten? Die Bundesrepublik hat sich in den letzten Jahren als Lokomotive der internationalen Klimadiplomatie etabliert. Ein klimapolitischer Dialog Deutschlands mit wirtschaftlich und politisch aufstrebenden Staaten des Südens wäre einer Fortsetzung dieser Führungsrolle in einem immer wichtiger werdenden Politikfeld und damit der Profilbildung als Weltordnungspolitik mitgestaltende Mittelmacht äußerst dienlich. Im Erfolgsfall – wenn es also gelingt, neue Nord-Süd-Koalitionen im Klimabereich zu schmieden – könnte ein lang ersehnter Durchbruch in der globalen Klimagovernance gelingen.

BUCHKAPITEL in Günther Maihold/Stefan Mair (Hg.), Kooperation Deutschlands mit Führungsmächten des Südens, SWP/Nomos: September 2008

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